Berlin: Rolf Zacher & Klaus Lemke präsentieren
"Liebe so schön wie Liebe" (1972) von Klaus Lemke
Rolf Zacher und Klaus Lemke klären nach 40 Jahren Liebesschlamassel um Topmodel Sylvie Winter. Und zeigen den Film, mit dem die ganze Sache anfing.
Der Berliner Schauspieler ROLF ZACHER und der Münchner Regie-Desperado KLAUS LEMKE sind zusammen schon über 140 Jahre alt. Beide haben einen Hang zum Außenseitertum und werden von ihren Fans genau dafür geliebt. Am Donnerstag bietet sich beim Neustart des Underground-Open-Air-Events CAMPINGPLATZKINO (keine Angst: nicht auf einem Campingplatz, sondern im angesagten Kreuzberger Club PRINCE CHARLES) die Chance, die zwei älteren Herren als Kontrahenten in einem vor 40 Jahren stattgefundenen, aber wohl immer noch nicht ganz geklärtem Liebesschlamassel zu bewundern. Und zwar AUF der Leinwand und gleichzeitig VOR der Leinwand.
Wie das gehen kann? 1972 entstand die Hippie-Liebeskomödie LIEBE SO SCHÖN WIE LIEBE. Regie: Klaus Lemke. Hauptrollen: Lemkes damalige Freundin, Deutschlands erstes Top-Model Sylvie Winter und Enfant Terrible Rolf Zacher. Alle um die knackige 30. Inhalt des Films: ein Hundedieb (gespielt von Lemke), ein Trickbetrüger (natürlich Zacher) und ein hübsches Mädchen (Sylvie Winter) geraten irgendwie aneinander, der Trickbetrüger und das Mädchen verknallen sich und alle verbingen einen chaotischen, völlig verrückten Sommer. Zacher und Sylvie Winter ließen sich nun aber von der Liebesgeschichte vor der Kamera ein wenig zu sehr inspirieren und brannten direkt nach dem letzten Drehtag nach New York durch. Lemke hatte erstmal das Nachsehen, freute sich aber über das sensationelle Material, denn Lemkes Regiestil beruht ja darauf, dass die Darsteller nicht nur so tun, als würden sie irgendetwas fühlen oder denken. Lemke hat es gerne echt. Und das hatte er in diesem Fall bekommen. Nur hatte er jetzt ein privates Problem und erstmal keine Freundin mehr. Was nun genau in New York passierte davon gibt es verschiedene Versionen. Von Zachers "ich küsste Sylvie zärtlich wach" bis Lemkes "ein Telefonat und Sylvie war wieder zurück". Sylvie Winter, die Frau um die sich alles dreht kann man nicht besonders leicht erreichen. Sie lebte zuletzt in einem Indianerreservat in den USA und schreibt unter Pseudonym esoterische Bücher, wie es sich für ein Ex-Model gehört.
Dem Film jedenfalls schadete das alles offensichtlich nicht Er gewann im Jahr darauf den Publikumspreis beim Filmfestival von Venedig, wo sich die Italiener bei zwei Open Air-Screenings in den Streifen verliebte. Ein ungeheuerlicher Erfolg für einen deutschen Film. Vor allem damals. Mitschuld dürfte die grandiose Filmmusik haben, die von Fellinis Haus- und Hofkomponisten Nino Rota stammt und dem witzigen und erotisch aufgeladenen Streifen große Poesie verleiht. Der damals schon alte Fritz Lang, der als Jurypräsident fungierte, weigerte sich trotzdem diesen "ungewaschenen Jungfilmern in ihren zerissenen Jeans" den Preis auszuhändigen. Er hatte erwartet, dass das Team in Smoking und Abendkleidern erscheint. Egal. Variety schrieb "stunningly beautiful", was man wohl nur mit "unfassbar schön" übersetzen kann. Der Corriere della Sera feirte die "Tedeschi felici", die "glücklichen Deutschen" für diesen Streifen. Ein Kompliment, das dem deutschen Kino im Ausland auch eher selten gemacht wird. Leider kam der Film nie in die Kinos, auch im Fernsehen war er erst Anfang 2002 wenige male zu sehen. LIEBE SO SCHÖN WIE LIEBE gibt es bis heute weder auf DVD , VHS noch im Internet zu bewundern.
Am Donnerstagabend wird der Film Open Air im Hof des Berliner Clubs PRINCE CHARLES gezeigt, wo den ganzen August unter dem Label CAMPINGPLATZKINO immer donnerstags verrückte Off-Komödien gezeigt werden. Und das schönste: die zwei alten Herren Lemke und Zacher werden persönlich anwesend sein und versuchen Licht ins Liebes-Dickicht von vor 40 Jahren zu bringen
Beginn: 21.30 Uhr
Ticket: 4 €
Danach Eröffnungsparty mit DJ Jo Silvest
Campingplatzkino im Prince Charles Club
Prinzenstraße 85
10969 Berlin